,,Oh man, die/der ist aber viel hübscher, dünner und selbstbewusster als ich’’. Einen Satz den ich viel zu häufig höre. Viele Menschen vergleichen sich permanent mit anderen. Egal, ob es die Arbeitskolleg*in, Kommiliton*in oder Freund*in ist. Andere Menschen beäugen wir aufmerksam. Sobald jemand eine Gehaltserhöhung erhält, eine*n neue*n Partner*in hat oder eine neue Wohnung denken wir: wieso habe ich das nicht auch? Meine Wohnung hat nur zwei Zimmer anstatt drei. Ich schließe meine Ausbildung erst mit 24 Jahren ab anstatt mit 23. Ich habe erst zwei Praktika gemacht und nicht drei. Selbst wenn wir dann doch die Ausbildung mit 23 Jahren beenden, gibt es wieder jemanden, der/die sie erst mit 26 Jahren abgeschlossen hat, dafür aber ein Jahr im Ausland verbracht hat. Auch cool, denkt man. Warum habe ich das nicht gemacht?
Diese Beispiele zeigen nur das Offensichtliche. Vergleiche bringen selten etwas. Jeder Mensch, jede Biografie ist unterschiedlich. Es ist nicht möglich die Erfahrungen und Kompetenzen eines anderen zu übernehmen - und auch nicht ratsam. Wie mein Vater sagt: ,, Erfolgreiche und glückliche Menschen machen nicht das, was alle anderen machen. Sie finden ihren eigenen Weg‘‘. Das klingt sinnvoll.
Trotzdem ist es in den heutigen Zeiten von Social Media schwierig sich von Vergleichen vollkommen frei zu machen. Andauernd werden wir auf Instagram, Facebook und LinkedIn mit den finanziellen, beruflichen oder sportlichen Erfolgen anderer konfrontiert. Das führt zum permanenten Gegenüberstellen. Nur wenige bis gar keine meiner Freund*innen leben ihren Alltag ohne sich mit anderen zu messen. Dabei haben Forscher*innen herausgefunden, dass dies der Psyche schadet. Wieso machen wir es dann trotzdem und wie hören wir damit auf?
Wissenschaftler*innen zufolge hängt der Drang zum Vergleichen mit dem Teil unseres Gehirns zusammen, der den Botenstoff Dopamin ausschüttet. Dieser löst Hochgefühle aus und hilft dabei sich gut zu fühlen. Wie viel Dopamin der Körper ausgeschüttet ist davon abhängig, wie Ereignisse bewertet werden. Bei einem Vergleich mit anderen werden Werte vergeben. Fällt die Bewertung positiv aus, wird viel Dopamin ausgeschüttet. Das löst ein Gefühl der Zufriedenheit aus. Im Gegenzug hat eine negative Bewertung auch eine negative Reaktion zur Folge. Wenn man im Vergleich mit anderen schlechter abschneidet, führt das zu Enttäuschung.
Welche Gefühle Vergleiche im Menschen auslösen ist demnach abhängig von der Art und des Ergebnisses der Gegenüberstellung. Wissenschaftler*innen unterscheiden zwischen Aufwärts- und Abwärtsvergleichen. Der Aufwärtsvergleich beschreibt die Auseinandersetzung mit einer Person, die für überlegen oder besser gehalten wird. Er sorgt meist für Verunsicherung. Beim Abwärtsvergleich orientieren sich Menschen an Personen, die es schwerer haben. Durch diese denken sie, dass sie es gut getroffen haben und sind glücklich. Man könnte also sagen, dass sich Menschen eigentlich mit anderen vergleichen, um zufriedener mit sich selbst zu sein.
Natürlich kann es förderlich sein sich zu verdeutlichen, welche Erfahrungen oder Eigenschaften Leute besitzen, die man bewundert. Das erhöht die eigene Motivation und den Ehrgeiz. Zudem findet man durch den Vergleich auch heraus, wer man selbst ist. Man wird man selbst durch die Spiegelung in anderen. Außerdem kann das Gegenüberstellen mit Gleichgestellten oder Menschen, die es schlechter haben, dazu führen, dass man sich selbst weniger Druck macht seine Ziele zu erreichen.
Trotzdem geht es nicht immer gut. Oft führt ein Vergleich eher zum Gegenteil. Wir merken wo unsere Schwächen liegen, sind nie mit unseren Erfolgen zufrieden. Permanent bleiben wir hinter unseren eigenen Ansprüchen zurück. Das verunsichert und macht unzufrieden.
Aus diesem Grund ist es wichtig sich nur begrenzt mit anderen zu vergleichen. Um das zu erreichen, sollte jeder für sich klar definieren, was Glück für ihn oder sie bedeutet: emotional, spirituell, mental, körperlich und finanziell. Denn ohne eine individuelle Definition von Glück, wird immer die Glücksvorstellung eines anderen Menschen als Standard gewählt. Mit einer eigenen Definition von Glück ist es möglich sich auf bestimmte Werte und Erfahrungen zu fokussieren und an diesen zu arbeiten. Berufliche, schulische oder private Ziele können festgelegt werden. Dabei kann man eventuell sogar merken, dass die Erfahrungen anderer für den eigenen Lebenstraum womöglich unrelevant sind.
Zudem ist die Dankbarkeit und die Wertschätzung der eigenen Stärken wichtig. Aber auch der Austausch mit anderen kann helfen. Anstatt sich mit einer bestimmten Person zu vergleichen, kann diese auch nach Tipps gefragt werden. Auch eine Zusammenarbeit wäre möglich. Sich gegenseitig in seinen Bestreben zu unterstützen, Stärken aber auch Unsicherheiten zu teilen. Außerdem hilft es sich vor Augen zu führen, dass die Menschen und Talente, die man bewundert, sich teilweise widersprechen. Es ist gar nicht möglich zu allen Personen zu werden, zu denen man aufschaut.
Teilweise bewundert man beispielsweise Models und Fitness-Youtuber*innen, deren Job es ist sich permanent mit ihrem Äußeren auseinanderzusetzen. Andererseits findet man aber Feminist*innen toll, die das gängige Körperbild und die Fokussierung auf den Körper kritisieren. Manchmal liest man neutrale, sachliche Texte und denkt: „So möchte ich schreiben“. Dann kann man aber fantasievolle, poetische Essays nicht aus der Hand legen und nimmt sich vor nur noch in diesem Stil zu schreiben.
Je sehr man sich auch anstrengt, im Endeffekt kann man den Text aber doch nur schreiben, wie man ihn schreibt. Das gilt für die meisten Sachen. Man kann oft nur man selbst sein. Das ist auch gut so. Vergisst man oft, dass die anderen Leben oft gar nicht so toll und glamourös sind, wie sie erscheinen. Kein Leben ist perfekt.
Eine schöne Vorstellung wäre es sich selbst einmal anonym zu betrachten und zu sehen, was man selbst eigentlich alles zu bieten hat. Dann würde man sich vielleicht auch nicht permanent mit anderen vergleichen müssen und einfach zufrieden sein.
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