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Plastic Paradise

Volle Regale, verschiedene Marken, Größen und Preise. Wurst, Aufstrich und Käse in den unterschiedlichsten Formen. Soßen, Smoothies und Snacks in den verschiedensten Ausführungen: im Supermarkt gibt es alles, was das Herz begehrt. Eine Fülle von Lebensmitteln, die allerdings auch eine Fülle von Plastik bedeutet.

Zwei Wochen ohne Plastik: einkaufen, waschen und vor allem essen. Das habe ich mir vorgenommen. Es klingt nach einer Herausforderung, aber bei all den veganen, nachhaltigen und ökologischen Labels schien es mir nicht unmöglich. Am ersten Tag versuchte ich mein Glück in einem herkömmlichen Supermarkt. Ich war nicht völlig naiv. Ich wusste, dass ich nicht viel ohne Plastik finden würde. Meine Ausbeute: ein paar Tomaten, eine Gurke, Kartoffeln und Pesto. Anschließend machte ich mich auf in den Biomarkt. Ich brauchte Feta-Käse, ein Lebensmittel, ohne das ich nicht leben kann. Dreißig Minuten habe ich in dem Laden verbracht, aber selbst an der Käsetheke konnte ich keinen nicht in Plastik eingepackten Feta finden.



Ich musste drei Tage warten, bis ich in einem herkömmlichen Supermarkt das fand, was ich suchte: Feta im Glas. Der Markt war überfüllt. Menschen drängten sich eng aneinander vorbei. Ihre Einkaufswagen waren voll, meiner hingegen fast leer. Ich hatte zwar Joghurt, Eis und Feta im Glas gefunden. Gemüse ohne Plastik war auch kein Problem. Aber Süßigkeiten oder Snacks waren unmöglich zu finden. Selbst Kekse, die aussahen, als ob sie nur in Papier eingepackt waren, umhüllte im Endeffekt eine dünne Schicht aus Plastik. Meine Mitbewohnerin fasste zusammen, was wir beide dachten: "Wow ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer ist plastikfrei einzukaufen. Dagegen ist vegan zu leben ein Luxus!"


Unser plastikfreier Einkauf

Wir machten Halt beim Toilettenreiniger. "Und jetzt?", fragte sie überfordert. Es gab keine plastikfreie Alternative. "Ich weiß es nicht", entgegnete ich. "Dann nehmen wir die Variante mit dem auffüllbaren Toilettenreiniger, den kann man mindestens wiederverwenden". Als ich Zuhause ankam, informierte ich mich über mögliche Alternativen im Internet. Nachhaltige Reiniger konnte man beispielsweise von Everdrop kaufen. Online gab es auch wiederverwendbares Backpapier, Zahnputztabletten, plastikfreies Shampoo oder Seife. Viele Dinge, die normalerweise Plastik enthielten oder mit ihm ummantelt waren, an die ich gar nicht gedacht hatte. Ich begriff: um seinen Haushalt plastikfrei zu gestalten, muss man sich gut informieren.

Zudem entstand bei mir der Eindruck, dass plastikfreies Leben nicht günstig ist. Oft waren die Produkte im Glas teurer als die in Plastik. Ich habe in der Zeit zwar insgesamt weniger Geld ausgegeben, hatte aber auch viel weniger eingekauft. Meine geliebten Kekse und Nüsse habe ich im Supermarkt nicht ohne Plastik gefunden. Nur einmal hatte ich Glück und konnte eine Keksdose "Dänische Butterkekse" entdecken. Kekse, die ich sonst wahrscheinlich nie gekauft hätte. Auch Müsli, das ich sonst jeden Morgen esse, gab es nirgendwo ohne Plastik. Schließlich ging ich dazu über mir selbst im Ofen Haferflocken mit Honig zu machen, als Ersatz. Mein selbstgemachtes Müsli schmeckte sogar ganz gut. Trotzdem war es aufwendig.

Meine Rettung schien der Unverpackt-Laden. Mein Freund und ich spazierten zu "Der Sache wegen" im Prenzlauer Berg. Hier gab es Müsli in großen Gläsern, Kekse, Tee, Nüsse und jede Menge andere Lebensmittel. Für mich war es ein Paradies. Endlich konnte ich zuschlagen. Meine mitgebrachten Tupperdose musste ich vor dem Befüllen abwiegen, dann hielt ich sie unter das Glas voller Müsli, bediente einen Hebel und das Müsli floss in Mengen in meine Box. Es war ein echtes Erlebnis. Die Atmosphäre in dem Laden war entspannt, es waren kaum Kunden da. Man konnte langsam durch die Regale schlendern. An der Kasse gab es jedoch das Erwachen aus meinem süßen Traum: für Nüsse, Tee, Müsli und Kekse zahlten wir 25 Euro. Ein teures Vergnügen. Unser Fazit: Kleine Sachen wie Müsli und Nüsse kann man im Unverpackt-Laden kaufen, aber eine ganze Familie kann man hier nur schwer ernähren.

Trotzdem waren wir zufrieden. Nach fast zwei Wochen war ich aber auch froh, dass ich bald nicht mehr zwanghaft nach plastik freien Lebensmitteln suchen musste. Zum Abschluss schaute ich mir den vielfach angepriesenen Netflix-Film "Seaspiracy" an. Er zeigte mir, wie wichtig es ist, dass jede*r auf ihren/seinen Plastikverbrauch achtet, damit das Mikroplastik und die vielen Fischernetze das Leben in unseren Meeren nicht zerstören. Natürlich war es nicht einfach ganz plastikfrei einzukaufen, aber es ist beispielsweise bei Gemüse, Joghurt oder Brot, ohne Umstände möglich und nicht teurer. Man kann sich gut ernähren, auch mit wenig Plastik. Gerade in der Corona-Zeit lassen sich viele ihr Essen in Plastik einpacken, beispielsweise beim Bestellen. Das muss nicht sein! Es plastikfreie gibt Alternativen. Ich denke, um das zu erkennen, muss nicht jede*r zwei Wochen auf Plastik verzichten.




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