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Zwei Anhänger, eine Kette - viel Aufmerksamkeit

,,Wow eine tolle Kette hast du da, hat sie etwas zu bedeuten?‘‘ Das werde ich nun schon seit einiger Zeit gefragt. Noch nie hatte sich jemand so sehr für eine meiner Schmuckstücke interessiert. Doch diese silberne Kette mit zwei Anhängern hatte die Neugierde vieler meiner Mitmenschen geweckt. Warum? Streng genommen war sie doch nur ein Souvenir aus dem Urlaub. Doch die zwei Anhänger, die sie umfasste, waren besonders, vor allem in Deutschland. 


Der erste Anhänger zeigt eine gestreckte Hand der Fatima, wie sie vielleicht einige aus dem Urlaub oder von ihren Bekannten kennen. Ihre fünf Finger symbolisieren die fünf Säulen des Islams: das islamische Glaubensbekenntnis, das Pflichtgebet, Almosengabe, Fasten im Ramadan und die Pilgerfahrt nach Mekka. Der zweite Anhänger spielt im Judentum eine wichtige Rolle: der Davidstern. Er besteht aus zwei untrennbaren Dreiecken, die die Verbundenheit des Menschen mit Gott symbolisieren sollen. 


Nun kann man sich vielleicht denken, in welchem Land ich mich aufgehalten haben: Israel. Ein Land, das viele Ethnien beherbergt und für viele einen so wichtigen Ort symbolisiert, dass sie sich deshalb bekriegen. Hier fiel mir auf, wie schön es doch sein könnte, wenn alle Religionen friedlich koexistieren könnten. Jerusalem, eine historische, spirituelle Stadt, die so viele religiös-bedeutende Gebäude beherbergt: warum kann sie nicht der Ort sein, der alle vereint? Das mag eine weitaus komplexere Frage sein, die ich hier auch nicht erläutern möchte bzw. erläutern kann. Erläutern kann ich aber den Grund, warum ich die Kette mit den zwei Symbolen trage: die Hoffnung, dass der dortige Konflikt vielleicht doch irgendwann einmal aufhört. Das war die Botschaft der Kette, meines Souvenirs. 


Zurück in Deutschland wurde das allerdings ganz anders aufgefasst. Ich bekam Fragen gestellt, beispielsweise, ob ich Jüdin sei oder warum ich denn kein Kreuz trage, wenn ich schon religiöse Symbole tragen würde? Aber das war nicht der Punkt der Kette, dachte ich. Oder hatten die anderen Recht, war meine Botschaft missverständlich? So missverständlich, dass sie provozieren könnte? So wie es ein Kommentator glaubte, der mich warnte nicht mit der Kette nach Wedding oder Neukölln zu fahren? Fühlten sich andere Menschen vielleicht davon gereizt - vielleicht sogar die Religionen, deren Symbole ich trug? 


Das brachte mich auf einen Gedanken. Schon vor einer Weile hatte ich über den Begriff der kulturellen Aneignung gelesen. Auf einmal verstand ich, was damit gemeint ist. Selbst wenn es vielleicht nicht böse gemeint ist, können sich Menschen einer Kultur dabei komisch oder sogar gekränkt fühlen, wenn ihre Kultur von einem anderen Menschen benutzt wird, ohne dass deren Bedeutung gewürdigt wird. Das gilt vor allem für Kostüme wie das der Indianer*in, der Inder*in oder der Geisha. Diese werden meist zum Spaß getragen, ohne sich über deren Bedeutung überhaupt Gedanken zu machen. Dabei passt es vielleicht überhaupt nicht diese in einem bestimmten Zusammenhang oder überhaupt zu tragen. So wie es vielleicht auch nicht passte als Christin eine Kette mit einem Davidstern in Verbindung mit der Hand der Fatima in Wedding zu tragen. Ich entschied mich also, dass ich in nächster Zeit mehr darauf achten würde, welche Symbole ich trage und welche Bedeutung diese haben.






Abgesehen von diesem Aspekt, brachte mich die Kette aber auch in einem anderen Punkt zum Nachdenken. Das Tragen von religiösen Symbolen in Deutschland scheint immer noch nicht normal zu sein. Ein Zeichen einer anderen als der christlichen Religion scheint aufzufallen und ein Anlass für Kommentare zu sein. Aus diesem Grund trauen sich viele Angehörige der Religion auch nicht die Zeichen in der Öffentlichkeit zu zeigen. In Deutschland verzichten laut einer Studie der EU-Agentur für Grundrechte drei von vier der befragten Juden auf das Tragen jüdischer Symbole, wie etwa der Kippa, aus Angst vor Antisemitismus. Doch Deutschland ist ein Land, in dem Religionsfreiheit herrscht. Aus diesem Grund sollte es jedem möglich sein, öffentlich seine religiösen Symbole zu tragen. Eine Kette mit einer Hand der Fatima und/oder einem Davidstern zu tragen, sollte in Deutschland keine*n vor Probleme stellen.  

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